Saudis verbieten das Tanzen auf Popkonzerten
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Eine aktuelle Vorschrift saudiarabischer Gesetzgeber hat einmal mehr den Spott und Zorn lokaler und globaler Beobachter auf sich gezogen. Diesmal hat das konservativ-theokratische Königreich das Tanzen verboten. Auf einem Popkonzert.
Das Tanzverbot – oder auch nur das Schunkeln mit der Musik – ist nur eine von mehreren bizarren Vorschriften, die auf die Fans des ägyptischen Sängers Tamer Hosny abzielen, welche am 30. März sein Konzert in Jeddah besucht haben. Offenbar erweckt das Tanzen den Zorn und das Misstrauen der religiöser Ultra-Konservativer, und ein Pauschalverbot wurde als notwendig angesehen.
Spielverderber: Seltsame Konzertregeln
Das Tanzverbot beim Popkonzert war die Vorschrift, die die meiste Aufmerksamkeit internationaler Kommentatoren auf sich zog, einschließlich der Medien, Menschenrechtsgruppen sowie Individuen. Unter den freudlosen Vorschriften, die den Konzertbesuchern auferzwungen wurden, befinden sich die erzwungene Geschlechtertrennung sowie ein Verbot für Kinder unter 12 Jahren, das Konzert zu besuchen.
Außerdem wurden alle Konzertbesucher dazu angehalten, unauffällige Kleidung zu tragen. Trotz der Vorschriften, die so gestaltet sind, dass sie Leuten den Spaß verderben (außer dass sie sich eine Performance mit anderen Fans ansehen können), war das Konzert ausverkauft.
Nicht wirklich lustig
So lächerlich diese beschränkenden Popkonzert-Vorschriften einem Publikum jenseits der Grenzen des nahöstlichen Königreichs erscheinen mögen, sind diese für Einheimische nicht wirklich lustig. Saudi-Arabien ist das Zuhause der meisten heiligen Stätten des Islam, und wird von der Dynastie der Saud regiert.
Während König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman versuchen, das Königreich weiter zu modernisieren, behalten seine Geistlichen das tägliche Leben der Bürger fest im Griff. Ein Weg, auf dem dies passiert, ist die Arbeit der sogenannten Sittenpolizei, die sicherstellt, dass die Vorschriften und Regulierungen auf Basis des Scharia-Rechts durchgesetzt werden. Eine Nichteinhaltung kann zu Verhaftungen, Gefangennahmen, öffentlichen Auspeitschungen, Verstümmelungen und sogar zum Tod führen.
Die Bürger von Saudi Arabien werden jedoch auch gestärkt. Die durch das Internet gebotene Anonymität sowie die Einfachheit, auf dieses über mobile Geräte zuzugreifen, hat es den Saudis ermöglicht, ihren Unmut darüber auszudrücken, von einem herrischen Nanny-Königreich wie dumme Kinder behandelt zu werden.
Blitzschnell wurden die Vorschriften, die sich auf das März-Konzert von Hosny bezogen, kritisiert und verspottet. Es wurden Witze über Schunkel-Detektoren gemacht, und ein Kommentator tweetete trocken, dass die Regel für Konzertbesucher, nicht zu tanzen, so ähnlich sei wie darum zu bitten, dass Eis in der Sonne nicht schmilzt.
Man kann aber um Kamele wetten
Bei all der unbeholfenen Moralisierung scheint das Königreich aber eine Aktivität übersehen zu haben, die von den meisten der großen Weltreligionen als Laster angesehen wird: das Glücksspiel. Und ja, Frauen haben nur etwas mehr Rechte als Farmtiere, und Konzertbesucher dürfen nicht tanzen oder schunkeln, aber Saudis dürfen mit echtem Geld um Kamele und bei Pferderennen wetten.
Sie können Wetten an den Rennstrecken vornehmen, oder sich online bei Wettbüros einloggen, wo sie Casinospiele spielen dürfen. Wenigstens das dürfen sie tun. Das, und die Tatsache, dass Frauen nun fahren und in bestimmten Jobs arbeiten dürfen. Man kann den Fortschritt eben nicht aufhalten.
Andere seltsame Saudi-Gesetze
Die Rechtslage in Saudi Arabien ist nicht nur Schwarzmalerei. Trotz der freudlosen Eingriffe seitens Geistlicher und der Sittenpolizei versucht der König langsam, Innovationen einzuführen. Zum Beispiel haben die Frauen des Königreichs vor kurzem das Recht erhalten, zu fahren.
Leider unterliegen dieselben Frauen noch immer zahlreichen anderen Gesetzen, die dem Rest der Welt völlig bizarr erscheinen mögen. Saudi-Frauen dürfen nicht heiraten, ohne die Erlaubnis von ihren Erziehungsberechtigten einzuholen. Falls eine Frau einen Fremden heiraten will, muss die Erlaubnis zuerst vom Innenminister eingeholt werden, und diese Erlaubnis wird wahrscheinlich nicht erteilt, wenn der Fremde kein Moslem ist.
Die Bewegungsfreiheit saudiarabischer Frauen ist auch deutlich eingeschränkt. Sie dürfen ihre Wohnungen nicht ohne Begleitung verlassen bzw. ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten keine Personalausweise oder Pässe beantragen. Die Erlaubnis des Erziehungsberechtigten ist auch erforderlich, wenn eine Frau ein Bankkonto eröffnen und ihre eigenen Finanzen steuern bzw. medizinische Hilfe in Anspruch nehmen will – selbst wenn es sich um Leben oder Tod handelt. Bei einem Popkonzert nicht zu tanzen, erscheint demgegenüber geradezu läppisch!
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