Urban Encounters: Arisona Hampl – DJKultur als Pendant zum Kapital

May I introduce you…:

Arisona Hampl, 27 Jahre alt, ist als elektronischer Musikproduzent, Dj und Co-Leiter des Düsseldorfer Musiklabels Candomblé tätig.

07.05.2022

Tara und Arisona lernen sich vor 14 Jahren über die Online Plattform SchülerVZ kennen. Seither verbindet sie nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch ein gemeinsamer Freundeskreis. Heute treffen sie sich an Arisonas Küchentisch und sprechen über sein Musiklabel Candomblé, seine ersten Schritte als DJ und Kultur als Pendant zum Kapital.

Tara: Würdest du dich als Künstler bezeichnen? 

Arisona: Ich finde es schwierig mich selbst als Künstler zu bezeichnen, aber von außen betrachtet gelte ich wohl als Künstler, ja. 

Tara: Was bedeutet Kunst für dich?

Arisona: Irgendetwas darzustellen. Kunst ist für mich ein Erschaffungsprozess, durch den man seine eigenen Gedanken und Emotionen irgendwie umwandelt und reflektiert und gleichzeitig auch andere Menschen so inspiriert, dass dieser Prozess auch bei ihnen angestoßen wird.

Tara: Was verstehst du unter dem Begriff Kultur?

Arisona: Alles was nicht Kapital ist. Das habe ich mal gelesen und ich finde das trifft es gut. Kultur ist für mich das was eine Zivilisation ausmacht. Von Essen über Gespräche bis zu Musik und Darstellung. Deswegen alles, was nicht Kapital ist, das ist dann das Pendant dazu. 

Tara: Wann hast du dich entschieden kreativ zu „arbeiten“? 

Arisona: Als ich ein kleines Kind war haben meine Eltern mir ein Album der Band Gorillaz gekauft. Ich fand die Band toll, wegen ihrer musikalischen Diversität und den Comic-Charakteren. Ich habe immer so getan als wäre ich einer von denen und mitgespielt. Das war für mich der erste Moment, mit 6 Jahren, indem ich gemerkt hab, dass ich Musik machen möchte. Mit 8 Jahren hat mein Vater mir dann Gitarre spielen beigebracht. Mit 12 Jahren habe ich dann mit zwei Schulfreunden eine Schulband gegründet, die Ugly Tori hieß.

Mit 15 Jahren war ich einmal in Californien auf einem Konzert des Produzenten Free the Robots, wie er aufgelegt hat war so inspirierend für mich, dass ich aus dem Konzert rausgegangen bin und gesagt hab das will ich auch können. Dadurch habe ich angefangen mich in das Beats machen und produzieren einzuarbeiten. 

Als ich dann gecheckt habe, wie das alles funktioniert habe ich mit meinem damaligen besten Freund das Projekt KleinkindOnline gestartet, rückblickend war das so deutscher Pop-Trap, den wir gemacht haben. 

Mit 17 habe ich dann angefangen die Musik, die ich sonst so produziert habe, unter dem Namen Kaschiel, auch live aufzulegen. Mein erster Auftritt war in der großen Kunstsammlung K 21 und mit 18 habe ich richtig angefangen in der Clubszene hier in Düsseldorf aufzulegen. Zunächst Trap und Hiphop und dann aber immer mehr elektronische Musik. 

Aus dieser DJ-Kultur heraus wollten ein Freund und ich ein Label gründen, um passende Streetwear zu machen, dazu haben wir einen anderen Freund der Grafikdesigner ist und zwei weitere DJ-Freunde mit ins Boot geholt und angefangen T-Shirts und Hoodies zu machen, um das zu finanzieren haben wir eine Party gemacht, so war dieser elektronische Musikkontext von Anfang an zugegen. 2015 haben wir damit angefangen und die Musik eigentlich immer nur genutzt, um die Streetwear zu vermarken, nach und nach hat es sich dann über die Jahre zu einem eigenen Musiklabel entwickelt, das Candomblé heißt.  Seit 2017 lege ich zusätzlich in dem Online-Radio von einem Freund auf, dass sich Callshop-Radio nennt. 

Tara: Was macht dich und deine kreative Arbeit aus?

Arisona: Sie ist eine eklektische Mischung von überall her, aus jedem Genre aus jeder Zeit. Sowohl bei Candomblé als auch bei Callshop-Radio geht es darum so divers wie möglich zu sein und gleichzeitig noch ein Konzept zu haben, sodass es zusammenpasst und nicht random ist.   

Tara: Was war für dich bisher dein wichtigster, künstlerischer Moment? 

Arisona: 2014 hatte ich ein einschneidendes Erlebnis im Club Salon des Amateurs. 

Es lief ein Acid House Track, der beim Übergang immer langsamer wurde und auf ihn folgte ein Reggae Track. Diese Mixtur kam so künstlerisch zusammen, dass ich dachte „krass, du kannst Acid House spielen und danach einfach Reggae und es kommt gut zusammen und die Leute feiern es“. Ich habe verstanden, dass es darum geht und nicht darum das Highest Energy Acid House Set oder Darkest Techno Set und 2 Stunden lang dieselbe Mukke zu spielen, sondern einfach alles durcheinander, und zwar so, dass es funktioniert, weil das timing richtig ist. So bekommt es einen künstlerischen Wert, einen Ausdruck, erst ist total viel Energie da und dann droppt es runter und danach wieder hoch. Da habe ich wirklich verstanden was man als DJ eigentlich bewirken kann. 

Tara: Wodurch wirst du am meisten inspiriert und wann fühlst du dich am kreativsten?

Arisona: Musik hören inspiriert mich, also ob es jetzt Leute sind, die man so in der Szene kennt, zum Beispiel im Salon oder wenn ich ein Album von jemanden höre.
Abends und nachts bin ich sehr kreativ.

Tara: Was würdest du dir von Düsseldorf wünschen, wie könnte die Stadt dich als Künstler und Teil der Kulturszene am besten unterstützen & was funktioniert vielleicht dank Düsseldorf schon besonders gut für dich?

Arisona: In Düsseldorf gibt es echt eine krasse Community, auf jeden Fall in dieser Szene, in der wir sind, die ist zwar relativ klein, aber es ist dadurch einfach Leute kennenzulernen, die ein ähnliches Mindset haben wie du und es ist auch nicht so eine krasse Ellenbogengesellschaft zwischen den Leuten. Du kannst hier wirklich gut ein Netzwerk aufbauen. Wenn du Bock hast, wenn du Interesse hast, kannst du direkt mit Leuten in Kontakt kommen, die dich dann auch inspirieren, die dich an die Hand nehmen, von denen du auch was lernen kannst, denen du was beibringen kannst und alle sind relativ down to earth. Generell hast du einfach eine sehr starke Base, die Leute auch relativ schnell aufnimmt.

Von der Stadt würde ich mir wünsche, dass sie nicht versucht dieses Geschehen systematisch zu unterdrücken. Die Stadt soll sich ernsthaft mit der Kultur, die Düsseldorf zu einer interessanten Stadt macht, auseinandersetzen. Sie sollte sich für ,normale‘ Menschen und für kreative Menschen einsetzen und nicht nur für Investoren und rich people. Das kann natürlich ein wichtiger Anteil einer Stadt sein, aber sie sollte auch den Freiraum für den anderen Anteil der Gesellschaft lassen. Die Stadt muss verstehen, wie wichtig Subkultur ist.

Tara: Was würdest du als junge Aufstrebende kreativ Arbeitende der nächsten kommenden Generation mit auf den Weg geben wollen?

Arisona: Nicht zu schnell. Ich sehe manche Leute, die blowen voll schnell up, weil die gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und dann so richtig durchstarten. Ich würde ihnen wirklich empfehlen sich mit ihrer Entwicklung Zeit zu lassen, ich denke, wenn alles zu schnell und intensiv geht, ist da eine Gefahr, daran kaputt zu gehen. Verlier nicht den Spaß an der Sache. 

Tara: Wo kann ich dich finden, wenn ich mehr von dir sehen will?

Candomblé auf Instagram

Callshop Radio auf Instagram

Tara: Darf ich ein Foto von uns machen? 

Arisona: Ja, können wir gerne machen. 

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Aufgewachsen in der Kunst und Kulturszene von Düsseldorf besucht und interviewt die angehende Sozialarbeiterin Tara Theisen in ihrer Rubrik ‚Urban Encounters‘ junge und aufstrebende KünstlerInnen. Tara möchte den KünsterInnen die Möglichkeit geben auf sich aufmerksam zu machen und sie so in ihrem Werdegang unterstützen. Im Master möchte sie Kultur, Ästhetik, Medien an der Hochschule Düsseldorf studieren.

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